Centralised Clearance - Zollprozesse zentral aus einer Hand steuern
Der Unionszollkodex hat mit Artikel 179ff den Weg frei gemacht für eine zentrale Zollabwicklung (ehemals Einzige Bewilligung). Und auch, wenn noch nicht alles reibungslos funktioniert, ist dennoch mit AES 3.0 weiter Bewegung in das Thema gekommen.
Zentrale Zollabwicklung – der Grundgedanke ist einfach
Unabhängig davon, wo sich die Waren befinden, wird die Zollanmeldung bei der zentral zuständigen Zollstelle abgegeben. Die Gestellung der Waren erfolgt am zugelassenen Ort in einem anderen EU-Mitgliedstaat. Ist eine Beschau notwendig, erfolgt diese auch am zugelassenen Warenort durch die Zollbehörde vor Ort. Beispiel: die Ausfuhranmeldung erfolgt bei dem für Sie zuständigen und in der Bewilligung festgelegten Hauptzollamt in Dortmund (überwachende Zollstelle), die Gestellung der Ware jedoch am Produktionsort in der Tschechischen Republik (Gestellungszollstelle). Von dort kann Ihre Ware dann auf direktem Weg auf die Reise gehen.
Mehr Effizienz, Kostenersparnisse und rechtliche Sicherheit – klare Mehrwerte
Mehr Sicherheit
Das Zoll Know How wird an einer Stelle gebündelt und eine strengere Überwachung und Durchsetzung von Zollvorschriften ermöglicht. Dies trägt dazu bei, dass potenzielle Fehler oder Verstöße frühzeitig erkannt bzw. korrigiert und Bußgelder und rechtliche Probleme umgangen werden können.
Weniger Kosten
Durch die Konsolidierung von Zollaktivitäten an einem zentralen Ort, können Kosten eingespart werden, die sonst bei dezentraler Abwicklung anfallen würden. Dies umfasst Personalkosten, Infrastrukturkosten sowie Ausgaben für Zollsoftware.
Bisher müssen in jedem Mitgliedsstaat gesonderte Schnittstellen und Software implementiert und gewartet werden, um Zollanmeldungen mit allen mitgliedstaatsspezifischen Informationen abzugeben. Das ist eine arbeitsaufwendige und kostenintensive Belastung für europäische Unternehmen. Jetzt genügt eine einheitliche Software zur Abwicklung. Besonders Unternehmen, die in zentralen ERP-Systemen alle Prozesse konzernweit abwickeln möchten, können daher von der Vereinfachung massiv profitieren.
Wer Unterstützung durch Zollmakler oder Speditionen bei der Zollabwicklung im Ausland in Anspruch genommen hat, kann Exporte nun vorabgefertigt an die Speditionen übergeben und Zeit und Geld bei der weiterführenden Exportabwicklung einsparen.
Mehr Effizienz
Die Zollabwicklung über eine zentrale Zollabteilung ermöglicht eine standardisierte und koordinierte Herangehensweise an den Zollprozess. Die Vielzahl von Dokumenten und Datensätzen für jedes Land gehört mit Centralised Clearance der Vergangenheit an. Dies führt zu einer höheren Effizienz, da Abläufe rationalisiert sowie Doppelarbeit vermieden werden.
Die für die Nutzung des Verfahrens notwendige AEO-Zertifizierung bietet den ausländischen Niederlassungen außerdem die Chance, von den zusätzlichen Bewilligungen und Vereinfachungen zu profitieren.
Vereinfachter Umgang mit Zollbehörden
Nicht zu vernachlässigen ist auch der vereinfachte Umgang mit den Zollbehörden. Denn die Kommunikation erfolgt mit der eigenen, bekannten Zollstelle als einzigem Ansprechpartner und in nur einer Sprache. Und auch die Audits erfolgen nur durch eine Zollbehörde.
So funktioniert die Zentrale Zollabwicklung: Beispiel Ausfuhr
Die Zollanmeldung erfolgt unabhängig vom Warentransport bei der zentral zuständigen Zollstelle. Die Gestellung der Waren erfolgt am zugelassenen Ort in einem anderen EU-Mitgliedstaat. Ist eine Beschau notwendig, erfolgt diese auch am zugelassenen Warenort durch die Zollbehörde vor Ort.
Das gilt es zu beachten
Die rechtliche Verantwortung für die korrekte Abwicklung des Ausfuhrverfahrens liegt beim Bewilligungsinhaber in Deutschland. Dieser trägt also dementsprechend immer auch das Risiko für Verfahrensfehler.
Beispiel: ein Unternehmen mit Sitz in Dortmund hat Produktionsstätten und Verladeorte in Österreich und der Tschechischen Republik.
Anmeldung über ATLAS
- Dortmunder Unternehmen meldet Ausfuhren über ATLAS an
- Ziel: Zollamt Dortmund-Ost als deutsche Ausfuhrzollstelle
- Ab AES 3.0: Zollstellen in Österreich und Tschechien als Gestellungszollstellen angeben
Ausfuhrverfahren
Übermittlung und Beschauanordnung
Übermitteln der Ergebnisse
Direkter Weg ins Drittland
Normales zweistufiges Verfahren
Das Verfahren ist nicht auf gesellschaftsrechtlich verbundene Unternehmen beschränkt (also: Zollanmeldung erfolgt durch die Muttergesellschaft in Deutschland, die Ausfuhr erfolgt aus einem Tochterwerk in einem anderen EU-Staat) Die Ausfuhrabfertigung kann auch durch Subunternehmer, Speditionen, Verlader oder Kommissionslager in anderen EU-Mitgliedsstaat abgewickelt werden.
Sie können die zentrale Zollabwicklung zur Zeit für die Überführung in die folgenden Verfahren beantragen:
- Zolllager
- Vorübergehende Verwendung
- Endverwendung
- Aktive Veredelung
- Passive Veredelung
- Ausfuhr
- Wiederausfuhr
Eine Zentrale Zollabwicklung ist nur für Waren möglich, die
- nicht verbrauchsteuerpflichtig sind,
- nicht ausfuhrgenehmigungspflichtig sind,
- keine Marktordnungswaren sind.
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Folgende Herausforderungen sind zu erwarten:
- Abstimmungsverfahren zwischen beteiligten Zollstellen für die Bewilligung kann zu längeren Bearbeitungszeiten führen
- Zentrale Zollabwicklung Einfuhr seit 2021 möglich, aber die vollständige Umsetzung in Deutschland erst 2025.
- Herausforderung bei Zollabgaben und Mehrwertsteuer: Berechnung und Erhebung durch unterschiedliche Zollstellen.
- Statistik-Meldungen in verschiedenen Formaten und Anforderungen je nach Mitgliedsstaat.
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Zentrale Zollabwicklung mit Software von dbh – Advantage Customs
Mit Advantage Customs haben Sie alle Optionen, um den Außenhandel erfolgreich abzuwickeln: von A wie Ausfuhr über I wie Import bis Z wie Zolllager. Mit unserer vollständig ATLAS zertifizierten Zollsoftware bieten wir ihnen eine schnelle, zuverlässige und sichere Anwendung für Ihre internationale Zollabwicklung. Und auch im Bereich Centralised Clearance haben wir Erfahrung.
Empfehlung:
Nutzen Sie die Zentrale Zollabwicklung für eine effiziente Handelsabwicklung. Das volle Potenzial dieser Lösung entfaltet sich durch die vollständige Umsetzung der IT-Prozesse in allen Mitgliedsstaaten. Trotz der aktuellen Varianz in der EU-Funktionalität haben Unternehmen bereits positive Erfahrungen in der Ausfuhr mit Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, der Tschechischen Republik und Ungarn gemacht.
- Vor Antragstellung Ansprechperson im Hauptzollamt kontaktieren, um Fragen zu klären.
- Zeitplanung ist entscheidend: Ungefähr 6 Monate bis zur tatsächlichen Nutzung der Bewilligung einplanen.
- Registrierung im EU-Trader Portal ist schnell, aber Portal ist wenig intuitiv – Nutzung der Kontaktstelle Konsultationsverfahren empfohlen.
- Unterstützung bei Antrags- und Umsetzungsprozess durch die Kontaktstelle Konsultationsverfahren beim HZA Nürnberg.
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